Gustav Klimt
(Baumgarten bei Wien 1862 - Wien 1918)
Gustav Klimt wurde 1862 nahe Wien geboren. Er sollte nicht nur das Wien der Jahrhundertwende beeinflussen, sondern ein Jahrhundertkünstler werden. Klimt ist ein der berühmtesten Vertreter des Jugendstils und ist bis heute einer der bedeutendsten österreichischen Maler. Seine Brüder, Ernst und Georg Klimt, waren ebenfalls Künstler.
Gustav Klimt sollte Goldgraveur werden, wie sein Vater, erhielt jedoch ein Stipendium für die Wiener Kunstgewerbeschule. 1883 beendete er sein Studium ebendort und gründete zusammen mit Franz Matsch und seinem Bruder Ernst eine Ateliergemeinschaft, die Compagnie, in der ab 1885 zahlreiche Wand- und Deckengemälde entstanden, darunter auch jene des Wiener Burgtheaters, der Theater in Karlsbad, Fiume und Reichenberg und im Stiegenhaus des Kunsthistorischen Museums. Zu dieser Zeit ist Klimt bereits ein angesehener Maler, in dessen Ölgemälden und Zeichnungen ein starker Einfluss der historistischen Kunst zu sehen ist. Klimt musste sich im Sinne des Historismus viele Techniken und Stilarten aneignen, was für seine spätere Entwicklung als Zeichner von großem Wert war.
1894 erhielt Klimt vom k. k. Unterrichtsministeriums den Auftrag, gemeinsam mit Franz Matsch die Decke im Gebäude der neu errichteten Universität mit Gemälden zu gestalten. Darin sollten die einzelnen Fakultäten präsentiert werden. Die sogenannten Fakultätsbilder stellten die Fächer Medizin, Philosophie, Theologie und Jurisprudenz dar. Klimt entsprach mit seiner Darstellung der rationalen Wissenschaften nicht dem Zeitgeschmack und so lehnten 87 Fakultätsmitglieder seine Vorschläge ab.
1900 gab es anlässlich der Präsentation von Klimts erstem Fakultätsbild, der „Philosophie“ einen riesigen Skandal. In Paris wurde das Gemälde allerdings gefeiert. Auch die Bilder der „Medizin“ (1901) und der „Jurisprudenz“ (1903) wurden von den Auftraggebern nicht entsprechend gewürdigt und so kaufte Klimt mit Hilfe privater Gönner die Fakultätsbilder 1905 zurück und retournierte sein Honorar. Koloman Moser und die Familie Lederer kauften die Entwürfe zurück. Alle drei Bilder wurden im Zweiten Weltkrieg ausgelagert und verbrannten 1945 im Schloss Immendorf in Niederösterreich.
Das Bild „Theologie“ von Franz Matsch hängt noch heute in der Universität.
1897 wurde Klimt im Rahmen der Gründung der Künstlervereinigung Secession zu deren ersten Präsidenten ernannt. Er entwarf die Metalltüren für das von Josef Olbrich 1897/1898 errichtete Secessionsgebäude. Für die Secessions-Zeitschrift Ver Sacrum („Der heilige Frühling“) lieferte Klimt 1898 bis 1903 zahlreiche Illustrationen.
1902 entstand für den linken Seitensaal des Wiener Secessionsgebäudes, in dem sich die Beethovenstatue Klingers befindet, der Beethovenfries. Wieder gab es Auseinandersetzungen in der Presse dazu.
1903 zeigte die Secession 80 Werke von Klimt. 1905 trat dieser zusammen mit anderen Künstlern, darunter Carl Moll, aus der Secession aus, weil ihm einige Malerkollegen einen zu „naturalistischen“ Stil verfolgten. Klimts Bilder wurden daraufhin aus dem Secessionsgebäude entfernt. Klimt wurde noch im selben Jahr Mitglied im Deutschen Künstlerbund.
Klimt war eng mit den Gründern der Wiener Werkstätte, Josef Hoffmann und Koloman Moser, befreundet. 1904 wurde Josef Hoffmann mit dem Entwurf eines Stadtpalais für den belgischen Großindustriellen Adolphe Stoclet in Brüssel betraut; das Gebäude ist als Palais Stoclet in die Kunstgeschichte eingegangen. Gustav Klimt wurde mit dem Entwurf für den Fries, heute bekannt als der Stoclet-Fries, für den Speisesaal des Palais beauftragt. 1905 begann Klimt mit der Anfertigung von Werkzeichnungen, die heute im Museum für angewandte Kunst in Wien aufbewahrt werden. 1908 änderte er die Entwürfe wieder. Bei der Montage der von der Mosaikwerkstatt Leopold Forstner ausgeführten Einlegearbeit im Jahr 1911 war Klimt in Brüssel dabei. In Wien hatte er die öffentliche Präsentation verboten.
1908 zeigte Klimt auf der Kunstschau die von ihm im „goldenen Stil“ gemalten Bilder „Adele Bloch-Bauer“ und „Kuss“ und stand dabei auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Klimts berühmtestes Gemälde, Der Kuss. wurde vom k.k. Ministerium für Kultus und Unterricht sofort angekauft.
Internationale Ausstellungen in Deutschland, Belgien, England, Italien, Frankreich und Spanien zeugen von Klimts Bedeutung im damaligen Kunstbetrieb. Er stellte 1908 in Prag und Dresden aus, 1909 in München, 1910 an der Biennale in Venedig, wo seine Werke begeistert aufgenommen wurden. 1911 gab es eine Ausstellung in Rom, 1913 in Budapest, München und Mannheim. 1914 reiste er mit dem Bund Österreichischer Künstler erneut nach Rom und war 1916 mit Schiele und Kokoschka in der Ausstellung des Bundes in Berlin zu sehen.
Klimt porträtierte die Damen der Wiener Gesellschaft und die Papierarbeiten dafür stellen eine eigene Kategorie in seinem zeichnerischen Werk dar. Die zahlreichen Studien zeigen auch die unablässige Suche nach dem Ausgleich zwischen fließenden Gewandungen und deren Einbindung in die Fläche, zwischen geometrischer Strenge und linearem Schwung.
In den letzten zehn Jahren widmet sich Klimt auch vermehrt der Landschaftsmalerei. Es entstanden Zeichnungen, in denen der Einfluss von Van Gogh, dessen Werke Klimt schon 1906 im Zuge einer Ausstellung in Wien beeindruckt hatten, spürbar ist. Von 1900 bis 1916 war Gustav Klimt vor allem am Attersee in Oberösterreich auf Sommerfrische. Hier schuf er den größten Teil seiner Landschaftsgemälde.
Gustav Klimt verstarb 1918 in Wien.
Seine Kunstwerke befinden sich heute in privaten und öffentlichen Sammlungen in aller Welt, z. B. in der Österreichischen Galerie Belvedere in Wien, der Neuen Galerie in New York und der Galleria Nazionale d’Arte Moderna in Rom.
Etwa 250 Ölgemälde und mehr als 4000 Zeichnungen werden Klimt heute zugeschrieben.